Danke @successpictures
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen, achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten, achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter, achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!" (aus dem jüdischen Talmud)
Charismatisch veranlagte Populisten können Ängste zu Hass und Fanatismus und eigentlich vernünftige Menschen zu brüllenden Idioten machen. Zum Anfang des letzten Jahrhunderts in Deutschland. Zuletzt in den USA.
Wir Menschen sind durch die Evolution auf Negatives fixiert. Die Vorfahren, die negative Signale, zum Beispiel das Rascheln eines Säbelzahntigers hinter einem Busch, nicht schnell genug bemerkten, konnten ihre Gene nicht weitergeben und wurden ausselektiert. Wir sind die Nachfahren derer, die sofort auf erste Anzeichen von Gefahr reagierten und wegliefen oder den Knüppel zogen.
Deshalb machen Unglücksfälle Schlagzeilen, während positive Ereignisse meistens keinen Nachrichtenwert haben. Ein Flugzeugabsturz macht Schlagzeilen. Dass zuletzt alle Flieger sicher gelandet sind oder, dass sich die Zahl der Hungertoten in den letzten Jahrzehnten drastisch verringert hat, interessiert nur Eingeweihte. Siehe Hans Rosling, Factfulness: Ten Reasons We're Wrong About the World – and Why Things Are Better Than You Think.
Die mediale Revolution in Form von Google, soziale Medien, Youtube... macht mit dieser Fixierung auf schlechte Nachrichten Kasse. Die eigentlich kostenlosen Internetmedien verdienen mit jeder Minute, die wir länger auf ihren Seiten verbringen. Und wie kann man Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Durch schlechte Nachrichten. Je schockierender, um so besser, weil mehr Menschen mehr Zeit auf den entsprechenden Seiten verbringen und mit Werbung zugebombt werden können.
Negative Nachrichten fesseln uns. Doch sie stressen auch und blockieren unser logisches Denken. So hat uns die Evolution konditioniert. Wenn sich hinter den Büschen ein Säbelzahntiger versteckt hielt, war keine Zeit mehr vernünftig abzuwägen. Adrenalin drückte sich durch die Blutbahn und dopte uns zu körperlicher Höchstleistung für Kampf oder Flucht um Leben oder Tod.
Die Säbelzahntiger und andere körperliche Gefahren sind weitgehend verschwunden. Doch die alten Reflexe funktionieren noch. Schlechte Nachrichten ziehen uns in ihren Bann, knipsen unser Gehirn aus und dopen uns mit körpereigenen Drogen für die erwartete Flucht oder Attacke. Doch die Flucht oder Attacke kommt meistens nicht, die Stresshormone bleiben und machen nervös und auf Dauer krank.
Die Seele kann nicht zwischen einer schlechten Nachricht vom anderen Ende der Welt und einer direkten Bedrohung unterscheiden. Die allgegenwärtige Medienflut bringt daher kontinuierlichen Stress, Angst und körperliche Wallungen.
Wir müssen die Kontrolle über unsere Gedanken zurückgewinnen, indem wir uns den schlechten Nachrichten entziehen, das Positive wahrnehmen und uns nicht von schlechten Nachrichten pausenlos in Angst und Schrecken versetzen lassen. Nicht sofort reagieren, sondern erst einmal abwarten. Nach einer Pause können wir wieder vernünftig denken und manche vermeintlichen Probleme haben sich von selbst erledigt oder wir haben einen vernünftigen Weg gefunden, wie wir damit umgehen können.