Was ist eigentlich eine Grenzbedingung?

Thank you for the photo by Jens Lelie on Unsplash

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Wer entscheidet, ist eine Führungskraft. Wer nicht entscheidet, ist keine Führungskraft.


"Was ist das Geheimnis von Erfolg? Richtige Entscheidungen. Wie trifft man richtige Entscheidungen? Durch Erfahrung. Wie bekommt man Erfahrung? Durch falsche Entscheidungen.

Die Schafe treffen auch Entscheidungen (welche Pflanze ist am leckersten und kommt als nächstes dran? Soll ich in das Getreidefeld ausbüxen? Soll ich auf den Pfiff des Schäfers hören? Oder lieber weiter fressen und hoffen, dass ich nicht vom Hund erwischt werde?), doch die grundsätzlichen Fragen entscheidet der Schäfer: Ziel, Weg, Toleranz beim Fremdfressen...

Wenn die Schäferin keine Entscheidungen trifft, dann entscheiden die Schafe und übernehmen die Führung. Das kann jedoch heikel werden, weil die Herde nur ihren sofortigen Vorteil sucht und keine Rücksicht auf fremdes Eigentum oder Straßenverkehr nimmt. Außerdem tritt auch das Problem auf, dass die Vierbeiner zu viel vom Falschen fressen und davon erkranken können.

Trifft der Schäfer zu viele Fehlentscheidungen und die Schafe hungern infolgedessen, verlieren die Vierbeiner das Vertrauen in ihren menschlichen Anführer und werden ebenfalls auf eigene Faust losziehen - ohne Rücksicht auf Verluste.

Darauf kommt es bei guten Entscheidungen an

1. Problem verstehen (worum geht es hier wirklich? was steckt dahinter? warum warum warum funktioniert etwas nicht?)
2. Definition eines Mindest-Idealzustands, um zu messen, ob ein möglicher Kompromiss gut oder faul ist
3. Suche nach Alternativen
4. Durchdenken der Folgen und Risiken jeder Alternative = abwägen der Folgen einer falschen Entscheidung gegen die Folgen, wenn gar keine Entscheidung getroffen wird
5. Grenzbedingung bestimmen: in welchem Fall soll die Reißleine gezogen werden, wenn die Entscheidung nicht bringt, was erwartet wurde?
6. Entschluss: besser als Entschlusslosigkeit
7. Realisierung und Plan dafür: was?, wer? bis wann?
8. Follow-up/Follow-Through: dahinter her sein, dass die Dinge auch umgesetzt werden

Wer bei der Entscheidungsfindung partizipiert, ist bei der Umsetzung motivierter: Weiterer Vorteil: mehr Wissen fließt ein.

Beim Teambuilding mit Schafen schlüpft ein Team in die Rolle von Schäfer und Hund (ein guter Hund ersetzt 10 Schäfer + Schäfer = Team). Die Führung des Teams und der Herde rotieren zwischen mehreren Teammitgliedern, sodass jede das Vergnügen hat, meistens auf der Basis unvollständiger Informationen, wichtige Entscheidungen zu treffen. Mit 1000 Schafen, die hinter einem weiter wollen, ist es eine schwere Entscheidung, ob man nun nach rechts oder links abbiegt, wenn man unerwartet auf ein Weggabelung trifft.
Auffällig ist, dass zu Beginn meistens Frauen ins kalte Wasser springen und den Job machen, wenn das Team noch nicht so genau weiß, wie das mit den Schafen wird. Wenn sich der Nebel dann gelichtet hat, sind es oft Männer, die das Ruder übernehmen.

Übertragen auf die Welt der Wirtschaft heißt das:

Auch beim Schafe Hüten müssen Entscheidungen getroffen werden, die weitreichende Konsequenzen haben: einmal falsch abgebogen, kann fatale Konsequenzen haben (geht es rechts nun zur Weide oder auf die Autobahn?) Aber Stillstand ist ebenfalls keine Option. Im Geschäftsleben sind Ursache und Wirkung im Ergebnis falscher Entscheidungen nicht so offensichtlich. Oft ist der Zusammenhang komplett aus den Augen verloren gegangen. So weiß auch niemand mehr, was der Fehler war. Damit ist eine Lernchance verpasst. Beim Schafe Hüten haben Fehler hingegen sofortige Konsequenzen, sodass sich über die dahinter stehenden strukturellen Fehler reden und daraus lernen lässt (z.B. zur Not so oft nachfragen, bis es klar ist, wo es hingeht und wie man dahin kommt).

inspiriert von: Fredmund Malik, Führen Leisten Leben, Wirksames Management für eine neue Welt. Entscheiden