Gabor Steingart

Systematische Müllabfuhr: Traditionalisten sind die Idioten unserer Zeit

Danke für das Foto @Kevin Wolf on Unsplash

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"Der Traditionalist ist der Idiot unserer Zeit." (Gabor Steingart, ex-Spiegel, ex-Handelsblatt, Sprüche klopfender Medienunternehmer)

Die Schäferei ist auch kein Ponyhof. Natürlich schient die Schäferin gebrochene Beine, versorgt offene Klauen und impft, doch gegen schwere Erkrankungen und Alter ist kein Kraut gewachsen. Diese Tiere müssen sterben, damit es Platz für neue gibt. Die Natur geht sehr unbarmherzig mit kranken und alten Wildtieren um. Sie verhungern elendig (weil mit dem Alter die Zähne verloren gehen) oder werden gefressen. Dies ist der ewige Kreislauf der Natur: es ist ein Kommen und Gehen. Nichts sich sicher, außer dass es ein Ende gibt.

„Wer A sagt, der muss nicht B sagen." (Bert Brecht) = was von all dem, was wir heute tun, würden wir nicht mehr neu beginnen, wenn wir es nicht schon täten.

Beim Teambuilding mit Schafen schlüpft ein Team in die Rolle von Schäfer und Hund (ein guter Hund ersetzt 10 Schäfer + Schäfer = Team). Das Team muss schnell lernen, um die Schafherde vor Sonnenuntergang in das Gatter zu bringen. Dazu müssen alte Vorstellungen aufgegeben werden. Manche Teams glauben zum Beispiel Führung bestehe hauptsächlich darin, die Tiere anzutreiben. Andere glauben führen heißt wie ein Verkehrsschild in der Gegend herumzustehen und irgendwie die Richtung anzuzeigen. Nein, führen heißt aktiv sein, locken und auch selbst vorausgehen.

Übertragen auf die Welt der Wirtschaft heißt das:

Jedes Jahr dasselbe Ritual: gute Vorsätze. Diese überleben meistens nicht die ersten vierzehn Tage des Neuen Jahres. Die Hersteller von Nikotinpflaster zur Raucherentwöhnung haben um den Jahreswechsel Hochsaison. Danach flaut die Nachfrage wieder ab. Ähnlich verhält es sich oft mit neuen Initiativen und neuen Programmen im Unternehmen. Die MitarbeiterInnen leisten vielleicht keinen offenen Widerstand, doch niemand ist auf neue Aufgaben on top der bestehenden Aufgaben erpicht. Man hält die Füße still und wartet bis auch diese Erneuerungsoffensive und der Elan eingeschlafen ist. Doch wer Neues machen möchte, muss altes erst einmal los werden und Platz für Neues schaffen.

Bevor wir fragen, was wir schneller, billiger, schneller...machen sollten, sollten wir die motivierende Frage stellen:

  • was sollten wir überhaupt nicht mehr tun?

  • erfüllt dieser Ablauf noch seinen Zweck oder ist er zum Ritual geworden, zum Formalismus verkommen?

  • sind IT, Berichtswesen, Admin… Dienerinnen des Hauptzwecks der Organisationen oder haben sie ein Eigenleben entwickelt, das nach immer mehr Aufmerksamkeit und Ressourcen (Turf war) giert?

Bis zur Corona-Pandemie war es in vielen Organisationen undenkbar, virtuelle Meetings einzuberufen. Die Pandemie kommt und alle fragen sich, warum haben wir nicht schon viel früher 15 Minuten auf Zoom gesprochen anstatt einen Tag lang zwischen A und B hin- und herzufahren und dann ein paar Stunden lang Monologen zuzuhören.

inspiriert von: Fredmund Malik, Führen Leisten Leben, Wirksames Management für eine neue Welt. Systematische "Müllabfuhr" - Systemerneuerung

Gabor Steingart über Führung oder die Weisheit der Herde

Der Erfinder des Handelblatt Morning Briefing Gabor Steingart hat sich zuletzt auf der Pferdeweide nach Führungsqualitäten umgeschaut. Im Podcast mit Linda Weritz, Tierpsychologin oder Sozialarbeiterin für (schwierige) Pferde geht es darum, ob wir Menschen von den Führungsqualitäten der Leitstuten oder Leithengste lernen können. Und ob!

So wie Schafe, Rentiere und Menschen sind Pferde soziale Geschöpfe. Sie brauchen einander. Die Herde ist die Lebensversicherung gegen Räuber. Jedes einzelne Pferde ist eine einmalige Kreatur und lebt diese Individualität auch aus. Soweit es die Herde zulässt. Doch viel größer als das Merkmal der Individualität ist die Sehnsucht nach Sicherheit, Zusammenhalt und überschaubare Strukturen.

Abgehängt zu werden, ist für das Pferd, aber auch den Menschen, die Höchststrafe. Evolutionär bedingt bedeutet die Herde = Schutz (wahrscheinlich wird ein anderer gefressen), Einsamkeit = Todesgefahr. Deshalb kriecht die Angst in eine Gesellschaft, in der immer mehr Menschen alleine leben und in der Einkommensunterschiede so weit auseinderlaufen, dass sich immer mehr Menschen abgehängt fühlen. Eine holländische Studie über Lottogewinner rechnet vor: die Lotto-Verlierer sind die Nachbarn des Lottogewinners. Sie fühlen sich abgehängt und neigen zu Panikkäufen, z.B. von teuren BMWs.

Angst wiederum fährt bei Menschen und Tieren die intellektuellen Möglichkeiten herunter (Großhirn wird ausgeknipst). Das archaische Stammhirn übernimmt das Denken, obwohl es außer Angriff, Flucht oder Stillstand nicht denken kann.

Im Podcast verdichtet Steingart die geforderten Führungsqualitäten des 20. Jahrhunderts auf “Hoppla, jetzt komm ich” und “Basta, ich habe das letzte Wort”. Führung in der Herde (und des 21. Jahrhunderts) verlangt jedoch auch soziale Kompetenz und vorausschauendes Verhalten, weshalb meistens Leitstuten die Herde führen. Nur in der Gefahr haben die Hengste situativ Führungsverantwortung und verteidigen die Herde. Bei den Rentieren haben 11 Monate lang die Frauen die Hosen an. Während der Brunftzeit hingegen lassen sie sich führen.

Die Führung und der Umgang mit Tieren mache Menschen zu besseren Menschen, so die Tierpsychologin Linda Weritz in Steingarts Podcast. Denn die Tiere spiegeln das eigene Verhalten und zwingen so zur Selbstreflexion. Ein Chef, der viel Druck/Stress macht, wird die Schafherde nicht in das Gatter führen. Er treibt sie immer wieder in panische Flucht. Allerdings liegen Ursache und Wirkung deutlich auf der Hand, so dass die Lernkurve sehr steil ist. Wer will schon eine Schafherde immer wieder zu Fuß einfangen.

Pferde und andere Fluchttiere sind evolutionsbedingt sehr sensibel und realisieren schnell, ob jemand tatsächlich weiß, wo es zu einem sicheren Ort mit frischem Futter lang geht, oder ob er/sie nur blendet. Die ganzen menschlichen Ablenkungsmanöver wie Schönreden, tolles Auto… funktionieren bei Tieren nicht. Die sehen das Herz. Deshalb folgen Herden nur dann dem menschlichen “Führer”, wenn diese Person das Vertrauen weckt, dass er/sie die Pferde/Schafe… zu einer neuen sicheren Futterstelle führt. Man muss also als vorausschauend, positiv, nervenstark und souverän sein. So tun als ob reicht nicht.

Bei den Führungskräftetraining und Teambuildings von NatuerlichTeambuilding.de kann man das nicht nur mit einem einzelnen Pferd einüben, sondern mit Hunderten.