Man kann viel und hart arbeiten, ohne etwas (Sinnvolles) zu leisten.
Die Schäferin, die den ganzen Tag die Locken ihrer 1000 Schafe krault, ist abends wahrscheinlich auch müde und erschöpft. Sie hat vielleicht etwas geleistet: Zweige und Schmutz aus der Wolle gekämmt. Aber die Schafe sind nicht satt geworden und daher extrem unzufrieden. Die getane Arbeit war ziemlich sinnlos aus Sicht der Schafe.
Der Schäfer, der seine Schafe auf eine frische Weide geführt hat, hat etwas Wichtiges geleistet: die Schafe sind satt geworden. Ob er es richtig gemacht hat, steht auf einem anderen Blatt. Möglicherweise hat er seine 1000 Schafe durch ein Maisfeld geführt und ordentlich Flurschaden angerichtet. Fürs erste sind die Schafe satt geworden, aber vielleicht ist der Bauer so wütend geworden, dass die Schafe sich in der Gegend nicht mehr blicken lassen dürfen. Der kurzsichtige Schäfer hat für heute sein Ziel erreicht, aber schon morgen könnte es Ärger und einen Platzverweis geben.
Die kluge Schäferin hat die 1000 Schafe nicht nur auf eine frische Weide geführt, sondern auch auf dem richtigen Weg. Kein Schaf hat sich verletzt, kein Bauer wurde bestohlen. Die Schafe werden somit heute satt und sie haben gute Chancen auch in Zukunft satt zu werden, wenn die Schäfer so weitermacht.
Arbeiten = etwas tun (ziellos, vielleicht auch ohne Sinn und Verstand)
Leisten = das Richtige tun (Ziel erreicht, aber vielleicht auf falschem oder schlechtem Weg: Schlacht gewonnen und Krieg verloren)
Effizient und effektiv sein = das Richtige richtig tun (das Ziel auf die bestmögliche Weise erreichen)
Für Außenstehende ist es im Allgemeinen schwer zu erkennen, ob jemand nun arbeitet oder auch etwas leistet oder dabei sogar effizient und effektiv ist.
Insider und die Betroffenen merken jedoch schnell, wie der Hase läuft.
Bleiben wir beim Beispiel der 1000 Schafe. Die “dummen” Schafe merken sehr schnell, ob ihr Anführer Leistung bringt und die von ihnen verlangte Arbeit, irgendwohin wandern, zielführend ist. Wenn sie im Kreis herumgeführt werden und keine Hoffnung auf frisches Futter dabei geweckt wird, gehen sie auf eigene Faust los oder in den Streik.
Beim Teambuilding mit Schafen schlüpft ein Team in die Rolle von Schäfer und Hund (ein guter Hund ersetzt 10 Schäfer + Schäfer = Team). Zu Übungszwecken geht es zuerst im Slalom über eine Wiese. Die Schafe machen zu Anfang mit. Aber wenn nach zwei drei Runden, nicht erkennbar ist, dass es auf eine frische Weide geht, stellen die Schafe die Arbeit ein.
Wenn dann für die Schafe ein Tapetenwechsel erkennbar ist, sprich ein neuer Weg = neue Hoffnung auf frisches Futter, geht ein Ruck durch die Herde. Die Arbeit im Sinne von Bewegung von A nach B macht jetzt erst einmal wieder Sinn und die 1000 Schafe sind kooperativ. Der Anführer der Schafe muss dabei jedoch Ruhe und Souveränität (kein innerer Stress = Angst) ausstrahlen, sonst kaufen ihm die Vierbeiner nicht ab, dass er/sie es schafft, sie zu frischem Futter zu führen.
Ob sie dann effizient zur nächsten Weide geführt werden, ist schwer zu erkennen. Merkmale dafür wären der kürzeste Weg, ohne dass Schafe durch Straßenüberquerungen und Felder durch durchquerende Schafe in Gefahr gebracht werden. Oft man ist jedoch erst hinterher schlauer, ob man auf dem best möglichen Weg das Ziel erreicht hat.
Beim Teambuilding mit den Schafen ging es schon wunderbar voran, bis plötzlich eine Reiterin aus der entgegengesetzten Richtung auf die Herde zuritt: Pferd und Schafe standen sich jeweils vor Angst schlotternd gegenüber, bis der kluge Anführer die Reiterin auszuweichen bat und der Weg zur nächsten Wiese wieder frei war.
Übertragen auf die Welt der Wirtschaft heißt das:
Arbeit muss Sinn machen, Ziele und Bedürfnisse müssen erfüllt werden, dann spricht man von Leistung. Es ist nicht selbstverständlich, dass bei der Arbeit etwas geleistet wird. Es halten sich ja hartnäckig Gerüchte, dass dies in bestimmten Bereichen nicht der Fall ist.
Ob Leistung erbracht wird, dürfte man an der Zufriedenheit von externen und internen Kunden ablesen können.
Ob eine Leistung effizient erbracht - das Richtige richtig getan - wird, lässt sich daran erkennen, ob das Ziel auf eine Ressourcen schonende Art und Weise erreicht wird. Ein Chirurg kann seine Patienten schonend und gefühlvoll zusammenflicken oder sich wie ein Metzger durch Sehnen, Bänder und Gewebe wühlen. Beides kann zum Erfolg führen. Aber die Patientinnen werden nach der OP den Unterschied spüren.
inspiriert von: Fredmund Malik, Führen Leisten Leben, Wirksames Management für eine neue Welt. Grundprinzip Resultatorientierung